Bericht vom Ulrichsbergwochenende und dem Ulrichsbergtreffen 2014
Auch 2014 hat ein Ulrichsbergtreffen in minimaler Besetzung und unter Anwendung eines ziemlichen Schrumpfprogramms stattgefunden. Die Medien sprechen von „unter 100“ Personen, was jedenfalls zutreffend ist und trotzdem die dramatische Lage dieses Happings noch verschleiert: Es waren nämlich nur rund 30 Leute. Auch medial ist die Sache gegessen: Ein paar Lokalmedien berichten pflichtbewusst über die Feier, der eigentliche Newswert ist aber, dass es nichts zu berichten gibt.
Stattgefunden hat die Feier am Wochenende vom 13./14.September 2014. Das Programm sah so aus wie schon in den Jahrzehnten davor: Kameradschaftsabende an den Tagen davor, Feier am Sonntag.
Am Freitag fand ein Kameradschaftsabend bei der 'Marinekameradschaft Klagenfurt' statt. Bei dieser handelt es sich um eine der wenigen noch aktiven Organisationen, die schon seit der Gründung der Ulrichsberggemeinschaft (UBG) aktiv waren und die Gründungsurkunde unterschrieben haben (1). Der Gemeinschaftsabend der Marinekameradschaft tut so als wäre er ein Geheimtreffen, tatsächlich nehmen aber nahezu alle TeilnehmerInnen sowohl des Krumpendorf-Abends als auch der eigentlich Ulrichsbergfeier dort teil. Unter den Gästen, die unter der bei der Marinekameradschaft an der Wand drapierten Flagge des Reichswehrministers Platz nahmen, waren ein ganze Schar an alten und neuen Kameraden. Aus der Schar der Jungen stechen etwas der NPD-Kader Nils Larisch (samt seiner Frau Connie) und der kärntner Rechts-Revisionist Florian Rulitz hervor. Rulitz passt dort gut hinein, einerseits war er kärntner RFJ-Obmann und nennt Jörg Haider, Ewald Stadler und Umberto Bossi als seine "politische Vorbilder", andererseits sieht er sein kärntner Heimatland von außen durch "Gehirnwäsche" und "Propagandawelle" und generell die "Amerikanisierung" bedroht, kein Wunder als, dass er schon seit Jahren am Ulrichsberg und den Kameradschaftsabenden rumsteigt. (Bericht des DÖWs über Rulitz). An alten Kameraden, Stichwort „Erlebnisgeneration“, sind etwa Paul Rösch zu nennen, Mitglied der SS und Offizier in verschiedenen (Waffen-)SS-Divisionen. Gelauscht hat diese einschlägige Runde den Worten des Obmanns der Marinekameradschaft, Karl-Heinz Fister, sowie des Obmanns der UBG, Hermann Kandussi. Alleine die Rede von Letzterem belegt, dass die MK-Feier integraler Bestandteil des Ulrichsberg-Wochenendes ist.
Kameradschaftsabend bei der Marinekameradschaft Klagenfurt: Hermann Kandussi spricht, dahinter Herr Fister. Im linken Kreis der kärntner Historiker Florian Rulitz, gleich daneben, im rechten Kringel, der Leipziger Neonazi Nils Larisch.
Am Samstag, 13.9.2014, fand dann die Feier der Kameradschaft IV in Krumpendorf/Kriva vrba statt (2) - im Hotel/Restaurant Rosenheim. Es wurde musiziert, revisionistische Literatur feilgeboten und auf die Schultern vieler Kameraden geklopft. Zirka 40 Personen waren beim Abend anwesend, darunter auch ein ganzer Tisch junger Neonazis, inklusive welcher mit einer beachtlich kuriosen Mischung aus SA-Uniform und Lederhose.
Kameradschaftsabend der Kameradschaft IV in Krumpendorf/Kriva vrba: Noch immer beliebt bei jungen Nazis, zum Beispiel bei dieser Ausgabe, der Lederhose und SA-Uniform formidabel kombiniert.
An der eigentliche Feier am Sonntag, 14.9.2014, nahmen rund 30 Personen teil. Man parkte am Fuße des Ulrichsbergs (in Pörtschach) und ließ sich von gemieteten Jeeps zum Gipfel kutschieren. Die Feier fand ausschließlich im Ehrenhain statt, es wurde dort gesungen und Kränze bei den Gedenktafeln für die (Waffen-)SS bzw. dem Eichenkreuz niedergelegt. An der Feier nahmen wieder alle möglichen dubiosen Gestalten teil, etwa in Uniform Harry Cooper von der US-Küstenwache (United States Coast Guard Auxiliary) und sein Kollege Ernst Pruegl von der australischen Küstenwache. Zumindest zwei Neonazi-Kader - wie schon sooft zuvor - bei der Ulrichsbergfeier 2014 anwesend: Der höchst gewalttätige, mehrfach verurteilte Riccardo Sturm, tief verankert in den Leipziger Neonazi-Strukturen (NPD, JN, „Freien Kräften“) und erst kürzlich beim LEGIDA-Aufmarsch zu Adolf Hitlers-Geburtstag aufmarschiert (3), reiste zusammen mit seinem B-F-F Nils Larisch zur Feier auf dem Berg an. (4) Nils Larisch ist Mitarbeiter der NPD-Landtagsfraktion in Sachsen (5) und betrieb zusammen mit dem „Blood&Honour“-Aktivisten Henrik Ostendorf eine Kampagnenseite für Rudolf Heß (6), nun betreibt er einen Onlineversand für Neonazi-Kleidung (7) und sprach kurz nach seinem Besuch 2014 am Ulrichsberg auf einer HoGeSa-Veranstaltung in Hannover als Redner (8). Nils kommt regelmäßig zur Ulrichsbergfeier, mit Fotos belegbar zumindest in den Jahren 2007, 2010 und 2011.
Kranzniederlegung im Ehrenhain des Ulrichsbergs, 2014.
In den Medien war natürlich nichts davon zu lesen, dass das Treffen weiterhin ein wichtiger Anziehungspunkt und Vernetzungsort für Neonazis ist – weil: wenn der Verfassungsschützer Mayer keine Neonazis gesehen hat, dann gab es auch keine. Die Medien taten sich aber auch sonst schwer mit der Feier: Seitdem UBG-Obmann sie im Vorfeld der Ulrichsbergfeier 2012 verarscht hatte – er leugnete erst kolportierte Rednerliste und dass der SSler Herbert Belschan Mildenburg sprechen sollte, präsentierte dann auf der Feier eben genau diesen und teilte kräftig gegen die „Systemmedien“ aus –, fällt es selbst den Wohlmeinensten unter den kärntner MedienmacherInnen schwer, positiv über die Feier zu berichten. Andrea Bergmann berichtet in der Kleinen Zeitung (9) etwa davon, dass ihr Kandussi keine Auskunft zum Treffen 2014 geben wollte. Dafür dann aber Rudolf Gallob, der eigentlich nicht mehr Obmann/Präsident ist, sondern - nach internem Streit - nur mehr Ehrenpräsident. Dieser lieferte dann auch gleich ein paar Infos: Erst im August 2014 sei beschlossen worden, keine echte Feier sondern nur eine Kranzniederlegung zu machen. ÖVP Kulturlandesrat Wolfgang Waldner hätte seitens des Landes kein Geld überwiesen (in den Jahren und Jahrzehnten davor ging diese Förderung in die Zehntausende!). Und selbst die Stadt Klagenfurt/Celovec, die doch historisch über die Bürgermeister und UBG-Mitglieder und -Förderer Graf, Guggenberger und Scheucher so eng mit der UBG und der Ulrichsbergfeier verbunden war, zahlt plötzlich nicht mehr. (Unerwähnt lässt der Artikel, dass die Stadt Klagenfurt/Celovec noch immer der UBG Räumlichkeiten in einem Magistrat für ein paar symbolische Reichsmark, äh, Euro überlässt.) Die sonstigen Presseberichte (APA, Krone, VN, usw.) berichten nichts Erwähnenswertes und zitieren vor allem aus der Polizeimeldung: Nichts Besonderes, nichts Verbotenes, die Teilnehmer sterben weg...
Zwei Fotos vom allgemeinen Fotoschießen am Gipfel des Ulrichsbergs. Oberes Fotos, rechts: Neonazi-Kader Riccardo Sturm, links: Harry Cooper, US-Küstenwache. Unteres Fotos, von links: Neonazi-Kader Nils Larisch, Harry Cooper, Connie (zusammen mit Nils Larisch), Neonazi Riccardo Sturm. Die namentlich unbekannte Frau ganz rechts trägt einen "Jubeljahr 1933"-Pullover aus dem Neonazi-Versandhandel "Hermannsland" - der Nils gehört.
...wie man sieht, hat das noch nie gestimmt und stimmt auch im Jahr 2014 nicht: Noch immer ist der Ulrichsberg und die verschiedenen Kameradschaftsabende in den Tagen davor Anziehungspunkt für neue und alte Nazis, vom Legida-Hool bis zum rechts-revisionistischen Junghistoriker.
Verweise:
(1) Vgl. Der Ulrichsberg – Fakten und Zahlen, in: Arbeitskreis gegen den kärntner Konsens: Friede, Freude, deutscher Eintopf. Rechte Mythen, NS-Verharmlosung und antifaschistischer Protest. Wien, 2011. S. 77-98, hier S. 86f. Genau genommen hat die Gründungsurkunde die Marinekameradschaft Klagenfurt als Teilverein des Österreichischer Marinebunds unterzeichnet, weswegen auch nur der Name zweiterer in der Urkunde aufscheint.
(2) Vgl. Politische Elitesoldaten – Europäische „Freiwillige“ in der (Waffen-)SS, in: Arbeitskreis gegen den kärntner Konsens: Friede, Freude, deutscher Eintopf. Rechte Mythen, NS-Verharmlosung und antifaschistischer Protest. Wien, 2011. S. 160-170.
(3) Link linksunten.indymedia.org 1. und Link linksunten.indymedia.org 2..
(4) Vgl. Riccardo Sturm: Leipziger Nazi-Urgestein, in: GAMMA 186, S.3-4. Auch Online unter: Link GAMMA.
(5) Blick nach rechts: Heß-Verherrlichung, 17.09.2009, unter: Link BNR, sowie Blick nach rechts: Siegessichere Truppe, 14.03.2011, unter: Link BNR, sowie zuletzt Blick nach rechts: Rechtsrock auf Privatgelände, 06.11.2014, unter: Link BNR.
(6) Blick nach rechts: Heß-Verherrlichung, 17.09.2009, unter: Link BNR
(7) (Entstellter Link, wollen ja keine Werbung machen...) hxxp://www.hermannsland-versand.com/shop_content.php?coID=4
(8) Blick nach rechts: Weibliche Hetze, 18.11.2014, unter: Link BNR
(9) Andrea Bergmann, "Ulrichsbergtreffen gibt es nicht mehr", Kleine Zeitung, 16.9.2014, S. 20.
Medienberichte
- Krone, 16.9.2016, S.16 / Strenggeheimes Ulrichsbergtreffen! / von Fritz Kimesberger
Das Ulrichsbergtreffen, sonst verlässlicher Garant für Aufregung, hat bereits stattgefunden. Samstag trafen sich Veteranen in Krumpendorf und Sonntag wurden an der Heimkehrer-Gedenkstätte drei Kränze niedergelegt. Etwa 100 Personen nahmen teil. Die Organisation und die Abwicklung des diesjährigen Treffens fanden streng geheim statt. Hermann Kandussi, der Obmann der Ulrichsberggemeinschaft, informierte ausschließlich die Polizei von den beiden geplanten Versammlungen. Dabei war der Ablauf ähnlich jener in der Vergangenheit: Samstag trafen sich Kriegsveteranen in Krumpendorf, am Sonntag wurden sie mit Geländefahrzeugen auf den Gipfel des Ulrichsberges gebracht. Freilich: Die Rückfahrt von der Gedenkfeier fiel dann doch etlichen Schwammerlsuchern und Wanderern auf... Helmut Mayer, der Chef des Landesamtes für Verfassungsschutz, bestätigt der "Krone" das Treffen: "Es hat an diesem Wochenende stattgefunden. Wir haben davon gewusst und beide Veranstaltungen überwacht. Aber es gab keine besonderen Vorkommnisse." Der Ulrichsbergverein habe alles ordnungsgemäß angemeldet, so Mayer, der die Zahl der Teilnehmer auf "unter 100" schätzt - vorrangig der älteren Generation zurechenbar. Damit scheint die Tradition des Treffens zu Ende zu gehen. Das Ulrichsbergtreffen findet seit 1958 statt, die Ulrichsberggemeinschaft wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Es gab auch immer wieder Kritik wegen mangelnder Abgrenzung zum rechtsradikalen Lager. Um die Jahrtausendwende nahmen an dem Treffen bis zu 4000 Personen teil.
- Kleine Zeitung, 16.09.2014, S.20 / Ulrichsbergtreffen gibt es nicht mehr. Nur noch Kranzniederlegung bei der Gedenkstätte. Aber ohne Öffentlichkeit. / von Andrea Bergmann
KLAGENFURT. Wann heuer die traditionelle Ulrichsbergfeier stattfindet? „Alles vorbei. Hatten wir schon“, ist Hermann Candussi, Präsident der Ulrichsberggemeinschaft (UBG) als Veranstalter gegenüber der Kleinen Zeitung kurz angebunden. Wann die Feier stattgefunden hat? „Das brauchen Sie nicht zu wissen." Rudolf Gallob, Ehrenpräsident der UBG ist auskunftsfreudiger. Bei der Vorstandssitzung im August sei vereinbart worden, dass es heuer nur noch eine Kranzniederlegung bei der Heimkehrergedenkstätte oben auf dem Berg geben und diese nicht öffentlich sein soll. „Die Zeiten, als Tausende auf den Berg gingen, um für ihre Heimkehr aus dem Krieg zu danken und der Gefallenen zu gedenken, sind vorbei. Weil die Leute altersbedingt nicht mehr hinaufkommen oder verstorben sind“, zeigt Gallob die Fakten auf. Zudem: Im Vorjahr gab es vom damaligen Kulturlandesrat Wolfgang Waldner kein Geld (davor 12.000 Euro), auch die Stadt Klagenfurt ging auf Distanz, zahlte keine 5300 Euro mehr; „wegen der Rahmenbedingungen“. Der Grund: 2012 hat Candussi die Öffentlichkeit und manche aus den eigenen Reihen vor den Kopf gestoßen, indem er einen ehemaligen Vertreter der Waffen-SS als Festredner engagiert und so die Feier einmal mehr ins Nazi-Licht gerückt hatte. Vor 300 Zuhörern. So wenige waren auch es im Vorjahr, als die Feier nicht wie die davor im Konzerthaus Klagenfurt, sondern auf Privatgrund am Fuße des Berges, in Pörtschach am Berg, stattgefunden hat. Acht Vorstandsmitglieder haben im Vorjahr mit leihweise je 1000 Euro die Finanzierung ermöglicht. Demnächst haben Gallob und Candussi einen Termin bei Landesrat Christian Benger. Für Gallob ist klar: „Die Feier, wie sie einmal war, wird es nicht mehr geben. Die Dankbarkeit für die Kriegsheimkehr und das Gedenken werden samt Kranzniederlegung aber sicher bleiben.“