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Leopold Guggenberger

Liebe Frauen und Männer,
alle diejenigen, die schon zu Beginn so freundlich begrüßt wurden, die kamen aus der ganzen Welt,
auf welcher Seite sie als Menschen, als Soldaten auch immer gestanden sind
und auch zu den geistlichen Überlegungen unserer beiden hochwürdigen Pfarrer, zu meinen Vorrednern möchte ich nur eines sagen:
Ich stehe hier als Kriegswaise aus dem ersten Weltkrieg, mein Vater ist vier Monate vor meiner Geburt an der Piave als Flieger gefallen und ich war daher schon als Kind mir bewusst, wie schlimm ein Krieg sein kann, wenn solches geschieht.
Und auch was Abgeordneter Scheuch gesagt hat - ich habe auch seine Vorväter persönlich gut gekannt - schon mein Großvater hat bei ?Kustocka? und ?Solcharina? gekämpft und wurde nach zehn Jahren als redlicher Soldat entlassen, dem man nach Möglichkeit bei seinem Fortkommen Vorschub leisten wollte, steht in seinem Entlassungstext drin.
Und nun kann ich - das Erlebnis beim herauf fahren hat mich auch persönlich erinnert - als vor siebzig Jahren (etwas mehr) es vor der Tür stand das österreich ein Ende finden wird, haben in den Straßen von Salzburg die jungen Leute und die anderen genauso herumgebrüllt wie die Demonstranten gegen die Nazis heute hier. Ich bin mit meinen hundert Buben marschiert und den Rufen: "Ein Volk, ein Reich, ein Führer, Heil Adolf Hitler", haben wir hinzugefügt: "Rot-weiß-rot bis zum Tod, Österreich" und ich bin gleich die nachfolgende Nacht im Gefängnis gesessen für diese Rufe.
Ich weigere mich daher und weise diese Demonstranten zurück, sie sollen ein bisschen gescheiter werden und Geschichte lernen, denn mit solchen Brüllereien wie da unten fängt jede Diktatur an und eine Diktatur brauchen wir beileibe nicht.
Es ist schon gesagt, Mons Carantanus im Besitz der Familie Graf Goess, jetzt Ulrichsberg mit Kirche, wurde vom Vizebürgermeister Blasius Scheucher und den heimgekehrten Soldaten, nach dem Abzug der vier Besatzungsmächte, als Gedenkstätte für die Opfer der zwei europäischen Bürgerkriege - so nenne ich den Ersten und Zweiten Weltkrieg - die sich auf die ganze Welt ausgedehnt haben, errichtet. Auf drei der zahlreichen Gedenktafeln ist auch der Name meines Vaters, den ich erwähnt habe, als Flieger und ?? bei der Artillerie zu finden. Ich weise dahin und weise es zurück, wenn ich hier am Ulrichsberg stehe als Nazi bezeichnet zu werden, wenn in diesem wunderbaren Haus von der Ulrichsberggemeinschaft dreimal der Name meines Vaters erwähnt ist. Posthum wurde er ausgezeichnet mit dem kaiserlichen Orden der eisernen Krone, mit Kriegsdekoration und Schwertern und das entspricht ungefähr der Höhe von Theresienorden, Ritterkreuz mit Schwertern und so weiter.
Nach meinem ??, es ist schon gesagt worden, habe ich, auf Wunsch vieler Freunde, die Funktion des Obmanns der Ulrichsberggemeinschaft übernommen. Ich versuchte damals in einem Sarkophag für Gefallene aus allen an beiden Weltkriegen beteiligten Ländern Europas ein internationales Mahnmal für den Frieden zu errichten. Und nun die Frage Soldat: Der Begriff "Soldat" wird von verschiedenen Menschen, die die Pflichterfüllung gegenüber dem eigenen Volk und seinem eigenen Land als Verbrechen empfinden - völlig daneben! Schon in der Bibel finden die Soldaten bei der Kreuzigung Christi eine besondere Erwähnung. Ein Hauptmann der römischen Legion sagt im Markus-Evangelium 15-36: "Dieser Mann war Gottes Sohn." und im Matthäus-Evangelium 15-54 als Hauptmann und seine Leute über Jesus wachten: "Dieser Mann war wirklich der Sohn Gottes." Ein Hauptmann und seine Soldaten waren es, die also als Heiden und Soldaten die Erlösung der Menschheit durch den Kreuzestod Christi verkündeten. Alle Soldaten, auch die denen am Ulrichsberg gedacht wird, sind deshalb nicht Verbrecher, sondern Kinder Gottes, deren Aufgabe es bis heute ist, nicht Kriege zu führen, sondern solche zu verhindern und auch Kriegsverbrechen zu vermeiden haben, beziehungsweise zu bestrafen haben. Sie haben aber ihren Mitmenschen - ob das die Menschen im eigenen Land oder im fernen Ausland sind in ihren Nöten zu helfen und setzen dabei sogar oft ihr eigenes Leben ein. Soldaten haben auch keine Feinde und wie es mein gefallener Vater in einem Kriegstagebuch in einem ungereimten Gedicht, wie er es bezeichnete, am 19. April 1915 in der Karpatenschlacht überzeugend darstellt. Damals an der Front wogten die Kräfte hin und her zwischen den Russen und den österreichischen Verbündeten schreibt er in seinem Tagebuch folgendes:
"Auf Waldumsäumter Lichterhöh/wo unt im Tale die Laborka wellt/führt mich mein Schimmel früh und spat/an einem Kreuzelein vorbei./Nicht Meisterhand hat es gefügt/zwei Balken nur von weißem Holz/hat einer rasch nur zsammengfügt/dem Toten hier zur letzten Ehr./Und jedesmal grüß ich ihn stumm/mit einem Stillgebet zum Herrn/und schaue hin aufs öde Grab/mit immer neu bewegten Sinn./Woher er kam? Wer mag er sein?/Ob Freund ob Feind s ist einerlei/der Tod macht ihn zum Kamerad/der starb als Held für seine Pflicht./Vielleicht weint sich dein Mütterlein/das halbe Auge blind./Vielleicht zehrt sich die Liebe dein/aus Gram um dich zum frühen Tod./Du ruhest hier in Ferne zwar/doch nimmermehr auf fremden Grund/schlafst ja in unserem Vaterland/in meinem lieben Österreich./Schmückt dir auch keine Hand das Grab/der Frühling gibt ihm bessre Zier/glimmt auch kein Licht am Seelentag/die Sterne haben schönen Glanz/Gehab dich wohl!/Wie bald vielleicht wird mir das gleiche Los zuteil/auf einsam Waldumsäumter Höh/im toben der Karpatenschlacht.
Genau drei Jahre später, an dem Tag genau hat er auf der Piave als Flieger sein Leben lassen müssen.

Für mich und für euch alle ist daher unser Gedenken am Ulrichsberg nicht die sinnlose Fortführung von Heldenhaften Kriegserinnerungen, sondern ein einmaliges Mahnmal füör den Frieden in dieser Welt im Sinne der Äußerung eines Soldaten unter dem Kreuz Christi und den Gedanken meines Vaters vor seinem eigenen Tod. Der Schöpfer des vergäünglichen Universums und jeder einzelnen unsterblichen Menschenseele schenke allen Opfern der unseligen Kriege, vor allem auch in Zukunft, den ewigen Frieden und bewehre (bewahre?) uns vor dem ewigen Bösen. Ich danke.