⇒ www.u-berg.at ⇒ texte ⇒ anschläge gegen antifaschistische erinnerungskultur
⇒ www.u-berg.at ⇒ 2007 ⇒ anschläge gegen antifaschistische erinnerungskultur
Wir dokumentieren einen Text von Hans Haider, dem Obmann des Vereins Erinnern in Villach:
Dezember 2007: Erneute Denkmalschändung in Villach

Das Denkmal der Namen in der Widmanngasse in Villach gegenüber dem Stadtmuseum, auf dem jene Menschen - Frauen, Männer und Kinder - vermerkt sind, die vom nationalsozialistischen Terrorregime dieser Stadt ermordet wurden, ist wiederum von unbekannten Tätern geschändet worden.
denkmal der namen zerstört solidarität
Seit der Eröffnung im Jahre 1999 ist es schon mehrmals verwüstet worden. Diesmal wurden insgesamt elf Glastafeln, auf denen jeweils vier Namen eingeätzt sind, zertrümmert. Der materielle Schaden beträgt ungefähr 2000,00 Euro. Die Polizei kann noch keine Fahndungserfolge vorweisen. Anscheinend gibt es in Villach einige Menschen, die dieses Denkmal nicht ertragen können. Was soll sonst ihre Motivation sein?

Auf diesem Denkmal stehen Menschen, die in unserer Stadt gelebt haben und die aus den verschiedensten Gründen von den Nazis verfolgt und ermordet wurden: „Jüdinnen, Juden und Sinti aus rassistischen Gründen, Zeugen Jehovas wegen ihrer religiösen Überzeugung, behinderte Menschen, weil sie den „gesunden Volkskörper“ schädigten, Slowenen, weil die Nazis das Land „Deutsch“ machen wollten, Menschen die im Gasthaus nach einem Bier die große Lippe riskierten wie der Villacher Josef Erian, Zwangsarbeiter, die es wagten die Arbeit zu verweigern, wie der Pole Lew Demianczuk, der auf dem Gutshof Kaufmann in St. Ruprecht eingesetzt war und Menschen, die aus politischer Überzeugung bewusst Widerstand leisteten und sei es auch nur, dass sie einem russischen Zwangsarbeiter ein Stück Brot gaben, wie Josefine Kofler aus Villach-Lind, oder dass sie den polnischen Zwangsarbeitern die Teilnahme an der Messe gestatteten, wie der Pfarrer Anton Koperek aus der Kreuzen.

Für fast alle diese Menschen gibt es nirgendwo ein Zeichen der Erinnerung. Deshalb hat das Denkmal der Namen für die Angehörigen auch den Charakter eines Grabes. Deshalb entschieden uns, bei der Entstehung des Denkmals, ganz bewusst für Namen statt allgemeiner Gedenkformeln. Einer der ersten Schritte zur Erniedrigung und Entmenschlichung der Häftlinge bestand im Raub ihrer Namen und in der Vergabe von Nummern, die in den Unterarm eintätowiert wurden. Die Rückgabe des Namens erschien uns als wichtiger Schritt zur Wiederherstellung von menschlicher Würde und Identität. Dieses Denkmal und alle Namen, die auf ihm eingraviert sind, geben dieser Stadt ein Stück Würde und Menschlichkeit zurück - zwei Eigenschaften, die diese Stadt in den Jahren 1938 bis 1945 so gnadenlos vermissen ließ.
Wir dürfen es nicht zulassen, dass diese Namen ein Zweites mal ausgelöscht werden!
Hans Haider Dezember 2007


August 2007: Anschläge gegen antifaschistische Erinnerungskultur

tafel persmanhoffenster am persmanhoffenster am persmanhof
04.08.2007 - Am 2. August 2007 musste der Vorsitzende des Verbandes der Kärntner PartisanInnen, Peter Kuchar, feststellen, dass unbekannte TäterInnen drei Fenster des Peršmanhofs in Koprivna/Kporen bei Eisenkappel/Zelezna Kapla eingeschlagen hatten. In das antifaschistische Museum - das einzige PartisanInnenmuseum Kärntens - wurde nicht eingedrungen.

Gleichzeitig ist das "Denkmal der Namen" in Villach/Beljak, das an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert, dauerndes Ziel von Anschlägen. Allein im Juli wurde das Mahnmal dreimal beschädigt.

Hans Haider vom Verein Erinnern Villach führt im ORF-Interview auf die Frage, ob er einen Zusammenhang in der Geisteshaltung hinter den beiden Anschlägen sehe, aus:
"Ja, sicherlich sehe ich da einen Zusammenhang! Und zwar ist das nicht eine Geisteshaltung, die derzeit Fuß fasst, sondern das ist eine Geisteshaltung, die immer Fuß gefasst hat bei uns, weil diese Erinnerungsarbeit und diese Erinnerungskultur in Kärnten ist ja geprägt vom Ulrichsbergtreffen, vom Kärntner Abwehrkämpferbund, von den Kameradschaftsbünden und vom Kärntner Heimatdienst und so weiter."

Der AK gegen den Kärntner Konsens solidarisiert sich mit all jenen wichtigen Intiativen, die sich für eine andere Erinnerungs- und Gedenkkultur in Kärnten/Koroška einsetzen!

denkmal der namendenkmal der namen
Links:
Peršmanhof
Verein Erinnern Villach
Meldung zum Anschlag auf den Persmanhof (slo): volksgruppen.orf.at
Zu den Verwüstungen des Denkmals der Namen (de): volksgruppen.orf.at, geht leider nicht mehr.