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Loibl KZ - Das "vergessene" Konzentrationslager(1)
Ljubelj - "Pozabljeno" koncentracijsko taborišče


Od leta 1943 naprej je bila v bližini Celovca podružnica koncentracijskega taborišča Mauthausen. Na stotine ujetnikov je moralo pod mučenjem kopati predor skozi Ljubelj. Na Koroškem se tega le malokdo želi spominjati.

Ab dem Jahr 1943 gab es in der unmittelbaren Nähe von Klagenfurt ein Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen. Hunderte Gefangenen mussten unter Folter einen Tunnel durch den Loibl treiben. Erinnern will sich in Kärnten kaum jemand daran.

Aufgrund von strategischen Überlegungen und um von den Vertreibungen der SlowenInnen abzulenken sowie um einen wirtschaftlichen Umschwung in dem von hoher Arbeitslosigkeit gekennzeichneten Kärnten herbeizuführen, schien dem NS-Regime ein Straßenausbau Richtung besetztes Jugoslawien opportun. Zusätzlich drängte Gauleiter Friedrich Rainer auf einen raschen Baubeginn des Tunnels durch den Loibl. Diesem Drängen wurde stattgegeben, wohl auch um den treuen Gau ein weiteres Mal auszuzeichnen, waren doch Deutschnationalismus und "Anschluß"bestrebungen seit den 20er Jahren fixer Bestandteil jeglicher Politik in Kärnten, die NS-Ideologie breit aufgenommen und von vielen "alten Kämpfern", meist ehemaligen "Abwehrkämpfern" gestützt.

Bereits im Mai 1941 wurde die Klagenfurter Baufirma Raubal unter der Führung der SS-Organisation Todt(2) mit den Bauvorbereitungen beauftragt. Am 30. Juni 1942 wurde das in Podljubelj errichtete Lager für zivile Arbeitskräfte von der PartisanInneneinheit Osvobodilna Fronta (OF - Befreiungsfront der Kärntner PartisanInnen) abgebrannt. Aufgrund dieser Aktion, sahen sich die Nationalsozialisten veranlasst eine Militäroperation, unter dem Namen "Enzian" gegen WiderstandskämpferInnen und deren Familien in der Oberkrain durchzuführen.

Zu Beginn des Jahres 1943 schloss die SS-Organisation mit dem Generalunternehmen Universale Hoch & Tiefbau AG Verträge für Baumaßnahmen am Loibl ab. Die SS verpflichtete sich hierbei das benötigte "Menschenmaterial" bereitzustellen. Das Generalunternehmen dazu, das der Tunnel im Oktober 1945 fertiggestellt sei. Im Mai '43 begann die SS ein "Lager der Waffen-SS" auf einem enteigneten Grundstück(3) in der Nähe der Kirche "Sveta Ana" zu errichten. Am 29 März begannen Zivilarbeiter mit dem Tunnelanschlag am Südportal des Loibltunnels. In der Zwischenzeit selektierte die SS im Konzentrationslager Mauthausen die ersten Häftlinge für das so genannte Kommando X. 330 Menschen wurden "ausgewählt" und im Juni in das Südlager deportiert. Männer der 3. SS/T. Sturmbann Mauthausen und Polizisten der Einheit Alpenland übernahmen die Bewachung. Die Häftlinge wurden zuerst zum Ausbau des Lagers und zum Bau der Zufahrtsstraße zum Tunnelnordportal gezwungen. Hierzu mussten sie über den Pass nach Kärnten marschieren.

Im Sommer 1943 begannen laut dem Augenzeugen Stanislaus Tschaschl ca. 40 vom Südlager kommende Häftlinge mit Rodungsarbeiten. Dies mussten sie teilweise mit ihren bloßen Händen erledigen wie sich der Augenzeuge erinnert: ".. Beim Fällen der Bäume waren es so viele, dass sie einen ganzen Baum auf ihren Schultern wegtragen konnten. Und andere mussten wieder die Baumstümpfe samt den Wurzeln ausgraben. Sie hatten wohl diese Eisenstangen, oft mussten sie mit den Händen, ohne Werkzeug, anpacken."(4) Im Oktober wurden die ersten Häftlinge in das Nordlager verlegt. Aufgrund der noch schlechteren Arbeits- und Witterungsbedingungen dort, hatte die Verlegung den Charakter einer Bestrafung. Im September waren bereits 680 Häftlinge auf der "Baustelle des Todes", wie das Lager auch genannt wurde, eingesetzt. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten auch ca. 664 zivile Arbeiter am Loibl. Im Laufe des Jahres schlossen sich jedoch viele dem PartisanInnenwiderstand an.

Folterungen am Loibl / Mucenja ujetnikov na Ljubelju
Die Häftlinge litten aber nicht nur unter den unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Zusätzlich wurden sie von den SS-Bewachern und im Speziellen von den Lagerkapos, gefoltert. So starteten diese im Sommer '43 sogenannte "Corridas". Das waren Prügelexzesse mit sandgefüllten Gummischlauchenden. Die Folterungen nahmen solche Ausmaße an, dass sich die zivile Bauleitung beschwerte, weil die Arbeitskraft der Zwangsarbeiter litt. Die Folge war die Ablösung des Lagerkommandanten Ludolph. Die Quälereien blieben jedoch auch unter dem neuen Kommandanten Winkler bestehen. Zeitzeugen sprechen sogar von einer Verschlechterung der Situation. Dazu sagte am 4 Juni 1947 Blockkapo Max Skride während seiner Vernehmung: "... Untersturmführer Ludolph ... befahl uns persönlich, die Häftlinge zu misshandeln. Zu der Zeit wo Ludolph Lagerführer war, wurden Häftlinge so geschlagen, dass sie arbeitsunfähig wurden. .... Ludolph wurde nach Mauthausen versetzt und durch Winkler ersetzt. Das Schlagen ... dauerte auch unter Winkler an .... Es galt als stehender Befehl, dass die Capos und Blockältesten die Häftlinge zu schlagen hatten, und Rapportführer Goggel ließ zu diesem Zweck Gummischlauch-Enden beschaffen".(5) Zusätzlich zu Winkler wurde auch ein neuer Lagerarzt in das Südlager versetzt, SS-Haupsturmführer Dr. Sigbert Ramsauer. Dieser war für die Rücktransporte der "Arbeitsunfähigen" - Kranke und Verletzte bei denen er keine Heilungschance sah, oder Menschen die länger als eine Woche krank waren, verantwortlich. Sie wurden nach Mauthausen zurückgebracht was einem Todesurteil gleich kam. Die Zwangsarbeiter, die seiner Meinung nach einen Rücktransport nicht überlebt hätten, bekamen eine Herzinjektion mit Benzin. "Schönes Sterben" nannte der Lagerarzt diesen Vorgang. Zeitzeugen sprechen von 33 so durchgeführten Morden.

Innerhalb des Lagers gründete sich eine Widerstandsgruppe, die mit Hilfe des Zivilarbeiters Janko Tisler mehrere Fluchtversuche startete von denen 24 von Erfolg gekrönt waren, 5 Versuche scheiterten. Auch konnten Briefe für die Häftlinge im Tunnel versteckt werden, so dass ein gewisser Kontakt zur Außenwelt vorhanden war. In der Zwischenzeit ging auch der Tunnelausbau zügig voran. So gelang im Dezember der Durchbruch eines 2x3 Meter großen Tunnelstollens, der Ausbau wurde in Folge brutal vorangetrieben.

Die SS-Bewacher überlegten sich im Sommer 1944 weitere Quälereien. Sie veranstalteten sogenannte Sportspiele. Hierbei mussten die entkräfteten Häftlinge Faustkämpfe gegeneinander austragen oder Fußball spielen. Diese, der Belustigung der Wachmannschaften dienenden Folterungen wurden an den "arbeitsfreien" Tagen abgehalten. Im Winter '44/45 hatten die Gefangenen trotz totaler Entkräftung den Tunnelausbau soweit vorangetrieben, dass die ersten Wehrmachtsfahrzeuge den Tunnel passieren konnten.

Aufgrund des immer stärker werdenden PartisanInnenwiderstandes musste am 15. April 1945 das Nord-Lager geschlossen werden. Die Gefangenen wurden in das Südlager verlegt. Am 7. Mai wurden zudem 76 Häftlinge aus der SS-Junkerschule in Klagenfurt/Lendorf auf den Loibl transportiert. Damit waren insgesamt 1115 Häftlinge im Südlager interniert. Noch am selben Tag marschierten sie unter der Führung von 40 SS-Männern, welche die Häftlinge als Schutzschild gegen PartisanInnen missbrauchten, durch das Loibltal. Am nächsten Tag wurden die Häftlinge von PartisanInneneinheiten befreit, ihre "SS-Bewacher" festgenommen.

Die Folgen für die Täter / Posledice za storilce
Am 10. November 1947 verurteilte ein englisches Kriegsgericht die SS-Männer Winkler und Briezke zum Tode. Der Kommandant des Nordlagers Paul Gruschwitz wurde zu 12 Jahren und der SS-Rapportführer im Norden Karl Sachse zu 20 Jahren verurteilt. Beide kamen freilich schon 1955 vorzeitig aus der Haft. Lagerarzt Dr. Ramsauer, der sich bei seiner Vernehmung in einer von ihm selbst unterzeichneten Aussage noch an 20 bis 25 "Todesfälle" mittels Todesspritze erinnerte, wurde 1947 zu lebenslanger Haft verurteilt. Er teilte jedoch das "Schicksal" vieler österreichischer NS-Verbrecher und wurde bereits 1954 begnadigt und entlassen um in Klagenfurt eine Arztpraxis zu eröffnen. Noch 1991 sagte er in einem Interview auf die Frage, ob er er die Gefangenen denn gehasst hätte: "Ich hatte keinen Grund, auch keine Veranlassung, jemanden zu hassen. Aber ich habe - na sagen wir es mal so - diese Menschen schon als minderwertig empfunden."(6)

Fußnoten:
(1) Der Titel ist angelehnt an den Titel von Josef Zausnigs Buch: "Der Loibl-Tunnel", Das vergessene KZ an der Südgrenze Österreichs.
(2) Die SS-Organisation Todt (OT) wurde von Fritz Todt, der seit 1922 bei der NSDAP war gegründet. Vorerst für den Bau des Westwalls zuständig wurden ihr im Verlauf des Krieges alle militärischen Bauvorhaben unterstellt. Todt selbst wurde 1940 Reichsminister für "Bewaffnung & Munition". Nach seinem Tod '42 wurde Albert Speer Reichsminister und '43 Leite der OT.
(3) Das enteignete Grundstück gehörte dem jüdischen Baron F. von Born der zunächst fliehen konnte, dann aber doch noch verhaftet und in Mauthausen ermordet wurde.
(4) Zeitzeugenaussage aus: Josef Zausnig, Der Loibl-Tunnel
(5) Abschrift der Aussage von M. Skride aus: Josef Zausnig, Der Loibl-Tunnel
(6) 1991 Interview für den Fernsehfilm "Der Tunnel" - Auszug aus dem Buch von Josef Zausnig, Der Loibl-Tunnel

Quellen:
Josef Zausnig, Der Loiblt Tunnel, 1995 Drava Verlag
Slowenien entgegen, Artikel "Der Übergang" von Annemarie Ribitsch, ein Projekt des Universitätskulturzentrums UNIKUM, 2004 Drava Verlag
loibl-memorial.uni-klu.ac.at
www.nachkriegsjustiz.at, Artikel von Peter Gstettner: "Das KZ in der Lendorfer Kaserne vor den Toren der Stadt Klagenfurt"