Der Standard, 21.12.2006
"Treffen europäischer Patrioten"
Deutsche Neonazis schwärmen im NPD-Organ "Deutsche Stimme" vom Ulrichsberg
Klagenfurt – Der Ulrichsberg gilt als "heiliger Berg“ Kärntens. Alljährlich geben sich dort Kriegsveteranen, darunter auch die Waffen SS-Kameradschaft IV, ein Stelldichein. Man gedenkt der soldatischen „Ehre und Treue“, den Toten der verlorenen Weltkriege sowie des Kärntner Abwehrkampfes. Vorwürfe, es handle sich bei den umstrittenen Treffen um verkappte NS-Nostalgie, werden stets empört bestritten. Ebenso, dass sich immer wieder einschlägige Szenegrößen der Alt- (u. a. auch die Himmler-Tochter Gudrun Burwitz) und Neonazis am Ulrichsberg einfanden. Auch heuer nahm eine Gruppe deutscher Neonazis unter der Führung des Ex-SS-Mannes Karl Heinz Mathias an der Gedenkveranstaltung teil.
"Es waren viele Vertreter der Erlebnisgeneration und ihrer Enkel zugegen. Die umerzogene und desorientierte Nachkriegsgeneration war nur sehr spärlich vertreten“, schwärmt Henrik Ostendorf in der Novemberausgabe der Deutschen Stimme, dem Parteiorgan der NPD, über das „traditionelle Treffen europäischer Patrioten“. Und etwas weiter jubelt der Autor über die „unverfälschten Informationen“: „Etwas besonders Schönes und Hervorzuhebendes waren (...) die interessanten, ehrlichen Gespräche, die wir jungen Aktivisten mit den alten jung gebliebenen Soldaten, davon viele ehemalige Europäische Freiwillige (Kode für SS-Kollaborationsverbände), führen konnten.“ Ostendorf wird vom deutschen und österreichischen Verfassungsschutz als Drahtzieher im internationalen Netzwerk zwischen NPD, NS-Skin-Milieu und der Hooliganszene beschrieben.
Distanz gefragt
Der Obmann der Ulrichsberggemeinschaft, der Heeresangestellte Peter Steinkellner zeigt sich verwundert: „Ich kenne diese Leute nicht und will sie auch nicht dabeihaben.“ Solche Teilnehmer abzuwehren, sei Aufgabe der Staatspolizei. Warum das nicht geschehen sei, wisse er nicht. „Die Ulrichberggemeinschaft muss sich deutlich davon distanzieren und auch Gruppen wie der Kameradschaft IV öffentlich Zutrittsverbot erteilen “, heißt es dazu beim Dokumenationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Diese sei nicht mehr Mitglied der UBG, sagt Steinkellner: „Aber wenn die alten Herren von selber kommen, kann man ihnen doch nicht verbieten, an einer Gedenkfeier teilzunehmen.“ (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Printausgabe, 21.12.2006)