ORF Online, 17.09.2006
47. Heimkehrertreffen
Keine Zwischenfälle bei Ulrichsbergfeier
Die Ulrichsbergfeier, die am Sonntag rund 1.000 Besucher aus 16 Nationen anlockte, ist ruhig verlaufen. Neben dem Gedenken an die Gefallenen sei sie ein Symbol für Frieden, so Fritz Schretter vom Abwehrkämpferbund in seiner Ansprache.
Gedenktafel gegen den Krieg
Zu Beginn der Feierlichkeiten wurde eine große Gedenktafel aus Bronze enthüllt, die daran erinnern sollte, dass Krieg nicht als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln verstanden werden dürfe.
Die Tafel soll auch an Leopold Graf Goess erinnern, den im Dezember 2005 verstorbenen Hausherrn und Besitzer des Ulrichsberges. Er war auch einer der Förderer der Ulrichsberggemeinschaft.
Gallob: "Stätte der Begegnung"
Die Veranstalter wollten die Feier aus dem laufenden Wahlkampf anlässlich der bevorstehenden Nationalratswahl am 1. Oktober heraushalten, daher gab es keine Politikeransprachen. Die Festreden waren in erster Linie vom Gedenken an die Kriegsheimkehrer geprägt.
Der Ulrichsberg sei eine Stätte der Begegnung, sagte Rudolf Gallob, Präsident der Ulrichsberggemeinschaft. Die Kriegsheimkehrer hätten viel zum Wiederaufbau und zum Bau eines sicheren Europa beigetragen. Krieg dürfe auch künftig nicht die Lösung für Probleme sein.
Lob für EU als Friedensprojekt
Gallob: "Es ist nicht nur eine Gemeinschaft, die dafür sorgt, dass es für die Menschen mehr materielle Sicherstellungen gibt, sondern die Europäische Union hat, wenn sie sonst gar nichts geleistet hätte, zumindest eines auf ihr Buch geschrieben: Nie wieder Krieg und das Eintreten für den Frieden. Dafür zu sorgen, dass es durch Richtlinien und gesetzliche Maßnahmen in Europa Voraussetzungen dafür gibt, dass wir uns nie mehr bekriegen werden und können."
Schretters Sorge: Internationale Entwicklung
Der Ulrichsberg diene auch als Gedenkstätte für die Zukunft, um der Soldaten zu gedenken, die nicht mehr nach Hause zurückkehren.
In seiner Festansprache übte Fritz Schretter, der Landesobmann des Kärntner Abwehrkämpferbundes, heftige Kritik an den politischen Entscheidungsträgern:
"Die Spirale der Gewalt dreht sich weiter"
"Wir halten Frieden, andere führen Kriege, oft unter scheinheiligen Begründungen und Lügen, wie die vermeintliche Vermittlung von westlichen Werten. In Wirklichkeit geht es bei diesen Kriegen um etwas ganz anderes. Das ist eine verlogene Politik der Mächtigen dieser Welt.
Die Spirale der Gewalt dreht sich dennoch weiter nach oben, ob im Kosovo, in Albanien, im Irak oder im Libanon – neunzig Prozent der Opfer sind Frauen und Kinder. Man scheut nicht einmal davor, einen UNO-Beobachtungsposten anzugreifen, wie zuletzt im Libanon, wo ein österreichischer Offizier sein Leben lassen musste."
Kleine Gegendemonstration
Mit einer Kranzniederlegung am Heimkehrerkreuz und dem Kärntner Heimatlied endete der offizielle Teil der Ulrichsbergfeier.
Die Veranstaltung verlief nach Angaben der Polizei ruhig und wurde nur von einer kleinen Gegendemonstration begleitet. So hatten beispielsweise im Vorfeld der Feier 30 Personen der Aktion "Gegen den Kärntner Konsens" am Fuß des Berges demonstriert. Die Demonstranten wendeten sich gegen die Abhaltung der Ulrichsbergfeier und forderten "Schluss mit dem Ulrichsbergtreffen".
Linktipp:
Aktion gegen den Kärntner Konsens
Ulrichsberg: Seit 1959 Gedenkstätte
Die Gedenkstätte auf dem Ulrichsberg war über Initiative des damaligen Klagenfurter ÖVP-Vizebürgermeisters Blasius Scheucher errichtet und im Jahre 1959 eröffnet worden. Jahrelang hatte es Debatten um das Treffen gegeben, da immer wieder Rechtsradikale und Ex-Nazis teilgenommen hatten. In den vergangenen Jahren hatte es aber keine Zwischenfälle mehr gegeben.