Kleine Zeitung, 31.07.2006
KÄRNTEN INTERN
Schretter Festredner am Ulrichsberg
Eine Entscheidung der Ulrichsberggemeinschaft sorgt für Überraschung: Denn der Festredner bei der traditionellen Gedenkfeier am 17. September ist der Obmann des Kärntner Abwehrkämpferbundes, Fritz Schretter, Scharfmacher in der Ortstafelfrage.
Das Votum für Schretter kann als Kehrtwende in der Ulrichsberggemeinschaft gesehen werden. Denn in den vergangenen Jahren war sie unter neuer Führung mit Obmann Peter Steinkellner und Präsident Rudolf Gallob um Öffnung und liberalere Züge bemüht, auch um den Publikumsschwund hintanzu- halten. "Wir haben uns aus dem rechten Eck herauskatapultiert", betonte das Führungsduo etwa 2004. Dem Ulrichsberg wollte man die Punze nehmen, Pilgerstätte der Nationalen sowie Ewiggestrigen zu sein, ihn vor allem als Mahnmal gegen jegliche Gewalt positionieren.
In Erinnerung ist, dass Abwehrkämpferbund und Ulrichsberggemeinschaft zuletzt weit von einander entfernt waren. Anlass war seit 2003 die Einladung des slowenischen Veteranenverbandes (er stammt aus Zeiten des Krieges 1991) durch die Ulrichsbergler. Der Abwehrkämpferbund schäumte, sprach von "Partisanen", 2004 fand die Feier ohne ihn statt, die Veteranen kamen ohnehin nie. Mit der Ablehnung neuer zweisprachiger Ortstafeln rückten die zwei Heimatverbände wieder näher. Gallob, auch Vertreter des Kameradschaftsbundes, war Redner bei einer Abwehrkämpferbund-Veranstaltung in Eisenkappel, es gab auch eine gemeinsame Pressekonferenz. "Wir wollen den Abwehrkämpferbund wieder einmal auf dem Berg haben", begründet Steinkellner die Schretter-Einladung.
Ein Politiker als Festredner wäre 14 Tage vor der Nationalratswahl unmöglich gewesen. Im Vorjahr wollte man Otto Habsburg bzw. Bundespräsident Heinz Fischer, vergebens. Redner in den letzten Jahren waren Josef Martinz, Martin Strutz und die Historikerin Claudia Fräss-Ehrfeld.
A. BERGMANN