Rebellion, Repression und Regen - Aktionstage 2005
Im September 2005 kam es zum ersten Mal seit längerem wieder zu Protesten gegen das Ulrichsbergtreffen in Kärnten/Koroška. Der 'Arbeitskreis gegen den kärntner Konsens' hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Gedenkpolitik des 'offiziellen Kärntens' am Ulrichsberg in der Nähe von Klagenfurt/Celovec und die damit verbundenen geschichtsrevisionistischen Umtriebigkeiten diverser Heimatverbände und ihrer Schwesterorganisationen genauer unter die Lupe zu nehmen. Von Anfang an wurden die Gegenaktivitäten 2005 von Versuchen der Kärntner Behörden begleitet, die Durchführung der Proteste so schwierig wie möglich zu gestalten. So wurde den AnmelderInnen einige Tage nach der Anzeige der geplanten Kundgebungen telefonisch von der zuständigen Abteilung der Bundespolizeidirektion Klagenfurt/Celovec damit gedroht, 'alles zu untersagen', sollten sie nicht zu Verhandlungen mit den Kärntner Behörden über die geplanten Kundgebungen bereit sein - ein Vorgehen ohne jede rechtliche Grundlage. Und so konnte selbst die Kärntner Polizei nur beobachten, überwachen und schikanieren, was sie auch fleißig taten.
Diskussion, Information...
Ab Freitag, 16. September, wurde am Neuen Platz mitten in der Klagenfurter Innenstadt ein 'Infopoint' installiert, an welchem sich PassantInnen sowie (angereiste) AntifaschistInnen über das Ulrichsbergtreffen und das geplante Programm der Aktionstage informieren konnten. Es wurden Flyer verteilt, diskutiert und am Samstag Morgen bei strömendem Regen gefrühstückt. Hin und wieder huschten auch Angehörige diverser (SS-)Kameradschaften sowie ein paar Naziskins vorbei, welche die üblichen Sprüche ('Ihr ghörts alle vernichtet') abließen.
Freitag Abend trafen sich bei einem Filmabend, der auf die kommenden zwei Tage einstimmen sollte, ca. 70-80 Leute auf der Uni Klagenfurt/Celovec. Trotz einiger technischer Schwierigkeiten wurde der Abend - nicht zuletzt dank der anwesenden FilmemacherInnen - eine recht spannende Angelegenheit.
Am 17. September gegen Mittag besuchten die meisten AktivistInnen die Veranstaltung im Mohorjeva/Hermagoras, bei der die Zeitzeugin Ana Zablatnik, eine Kärntner Slowenin, die 1944 wegen Unterstützung der PartisanInnen von der Gestapo inhaftiert wurde und Valentin Sima, Zeithistoriker an der Uni Klagenfurt/Celovec, sprachen. Zum Teil ergaben sich bei der sehr gut besuchten Veranstaltung äußerst kontroverse Diskussionen. Für den AK gegen den kärntner Konsens war die Veranstaltung ein zentraler Teil der Ulrichsberg-Proteste 2005, weil damit mitten in Klagenfurt ein Raum für Menschen, die nicht in die herrschende Geschichtsauffassung des 'offiziellen Kärntnes' passen, und für ihre Geschichten geschaffen wurde.
...und Repression
Traditionell treffen sich Angehörige der Kameradschaft IV mit Gleichgesinnten aus verschiedenen europäischen (SS-)Kameradschaftsverbänden am Vorabend des Ulrichsbergtreffen in Krumpendorf/Kriva Vrba am Wörthersee bei einer geschlossenen Veranstaltung. Im Herbst 2005 sollte dieses Treffen von Kriegsverbrechern und ihren Apologeten nicht ungestört über die Bühne gehen - der AK gegen den kärntner Konsens rief zu einer Kundgebung in Krumpendorf/Kriva Vrba auf, an der sich an die 100 Menschen beteiligten. Als sich die Kundgebung zu einer spontanen Demo formierte um etwas näher an den Saal, in welchem sich die alten und jungen Kameraden aufhielten, heranzukommen, wurde ein Antifaschist aus München festgenommen. Nachdem er tagelang bei der Polizei, später bei Gericht, festgehalten worden war, wurde er in einem recht unüblichen Schnellverfahren ohne Anwalt verurteilt und mit einem 10jährigen Aufenthaltsverbots in Österreich belegt (siehe auch Dokumentation auf www.u-berg.at). Gegen die Vorgehensweise von Polizei und Justiz sind Beschwerden bzw. Berufungen eingeleitet worden, einzelne Erfolge auf rechtlicher Ebene konnte der AK gegen den kärntner Konsens bereits verbuchen. Auch dieser äußerst heftige Versuch durch Repression AntifaschistInnen einzuschüchtern und ihre Proteste zu kriminalisieren, wird keinerlei Wirkung zeigen - wir kommen wieder, keine Frage!
Ärger für die Kameraden
Zeitig in der Früh des 18. Septembers 2005 versammelten sich beim Friedhof Annabichl an die 100 DemonstrantInnen, um ihren Protest gegen die Ulrichsbergfeier zum Ausdruck zu bringen. Weil es nach wie vor wie aus Kübeln schüttete, fuhr die Demo kurzerhand mit den Bussen weiter und versuchte so, ein bisschen höher auf den Berg hinauf zu kommen. Trotz widriger Umstände - ein kaputtes Aggregat ließ die Musikanlage verstummen, die Megaphone erwiesen sich als nicht regentauglich und auch die DemonstrantInnen waren völlig durchnässt - rückte die Demo näher zum Kollerwirt um dort lautstark klarzustellen, dass deutsche und österreichische Täter keine Opfer sein können. Die Feier der Ulrichsberggemeinschaft befand sich in unmittelbarer Hör- und Sichtweite zur Kundgebung, da sie letztes Jahr aufgrund der schlechten Witterung erstmals nicht ganz oben am Berg bei Heimkehrerkreuz und Ehrenhain stattfinden konnte, sondern in einem Zelt direkt beim Kollerwirt.
Im Zuge der Proteste kam es immer wieder zu Provokationen durch die anwesenden PolizistInnen, die eher mit den Kameraden am Berg zu sympathisieren schienen. Trotz der eher frustrierenden Situation konnten kleinere Erfolge verzeichnet werden: die Busse der Ulrichsberggemeinschaft auf den Berg hinauf wurden wegen der Demoroute umgeleitet. Genau diese Umleitung wurde allerdings dann für kurze Zeit von den AntifaschistInnen blockiert, was zu erheblichen Staus führte - und vor allem für wirklichen Ärger bei den TeilnehmerInnen der Ulrichsbergfeier sorgte. Der Ärger verdoppelte sich freilich noch, als die Kameraden bei der Abfahrt die lautstarke Demo passieren mussten...
Trotz der nicht gerade riesigen Zahl der GegendemonstrantInnen fanden die Aktionstage auch in den rechten Reden am Ulrichsberg Erwähnung. Vor allem der Satz, 'Ach wären sie bloß nicht heimgekehrt', sorgte für wütende Empörung unter den Kameraden.
Und weil's so schön war, wiederholen wir es für Gallob, Steinkellner und Co gern noch einmal: 'Ach wärd' ihr doch nie heimgekehrt!'
Wir sehen uns im Herbst 2006 in Koroška - denn wir kommen wieder, keine Frage!
⇒ Kurzberichte & Fotos von den Aktionstagen 2005
⇒ Näheres zur Repression bei den Aktionstagen 2005