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Prozessauftakt in Italien zum Nazi-Massaker in Marzabotto

In La Spezia, Italien, begann Anfang 2006 das Verfahren gegen vier ehemalige SS-Soldaten in Abwesenheit der Angeklagten. Ihnen wird vorgeworfen, im Herbst 1944 unter dem Kommando von Walter Reder am schlimmsten Nazi-Massaker auf italienischem Boden beteiligt gewesen zu sein. Die vier in Deutschland lebenden Angeklagten sind zwischen 79 und 84 Jahre alt. Sie waren als SS-Unteroffiziere der 16. SS-Division "Reichsführer" tätig. Gegen 17 weitere Verdächtige hatte die Militärstaatsanwaltschaft ebenfalls eine Prozesseröffnung beantragt.

Der ehemalige FPÖ-Justizminister Harald Ofner übernahm bei dem Prozess die Verteidigung des ehemaligen SS-Offizier Herbert H. vor dem italienischen Gericht. Ofner war in der gleichen rot-blauen Regierung wie Verteidigungsminister Frischenschlager, der Walter Reder per Handschlag bei seiner Rückkehr in Österreich begrüßte.

Für Aufsehen hatte Ofner als Prozessanwalt auch schon im Jahr 2001 gesorgt, als er den nach Österreich geflüchteten und in Wien verhafteten Südtiroler FPÖ-Politiker Peter Paul Rainer verteidigte. Er wollte eine Auslieferung Rainers nach Italien verhindern - was nicht gelang. Rainer wurde in Italien rechtskräftig verurteilt und verbüßt eine über 20-jährige Haftstrafe wegen Mordes. Auch beim Omofuma-Prozess, wo es um den Tod eines Schubhäftlings bei der Abschiebung ging, war Ofner dabei. Hier verteidigte er einen der drei angeklagten Polizisten.