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SS-Ärztliche Akademie

Widmungstafel der "Angehörigen der ärztlichen Akademie Berlin-Graz"
Die SS-Ärztliche Akademie wurde 1937 in Berlin als Ausbildungsstätte der SS gegründet. Im Herbst 1940 wurde sie, aus strategischen Gründen, nach Graz verlegt, wo sie im Gebäude der Landes-Taubstummenanstalt, Rosenberggürtel 12, untergebracht wurde und dort bis kurz vor Kriegsende bestand.
Die Studenten der Akademie besuchten jedoch die Vorlesungen an der Medizinischen Fakultät in Graz und legten dort auch ihre Prüfungen ab. Darüber hinaus übten einige SS-Ärzte ihre Tätigkeit als Dozenten an der Medizinischen Fakultät - im Bereich der Internen Medizin und der Medizingeschichte - aus. Wissenschaftliche Arbeiten mussten von jedem SS-Arzt vor Drucklegung dem Reichsarzt-SS und Polizei zur Prüfung auf "SS-mässige und sanitätsdienstliche Gegebenheiten" vorgelegt werden. Teil der Universität Graz wurde die Akademie allerdings nie, die Akademie blieb in allen belangen Teil der SS.

ss aerztliche akademie

Die Zahl der Angehörigen der Akademie, die ihr Studium an der Universität Graz in den Jahren 1940-1945 abschlossen, liegt bei rund zwanzig Personen. Dem gegenüber steht eine Gesamtzahl von rund 200 Studierenden an der Akademie. Die Studierenden selbst waren in Graz kaserniert, wo sie neben ihren medizinischen auch eine erweiterte Eliteausbildung, von einer Reitausbildung, über Kraftfahrerschulung bis zur Sprachschulungen, erhielten. Vor Eintritt in die Akademie hatten alle Teilnehmer die Ausbildung zum Truppenoffizier zu durchlaufen.

Die Akten zur SS-Ärztlichen Akademie sind sehr spärlich aufgearbeitet, da es keinen zentralen Archivbestand dazu gibt. Aus Korrespondenz mit der Administration des Konzentrationslagers Mauthausen geht jedoch hervor, dass der Akademie - in zumindest einem Fall - ein Skelett eines ermordeten Häftlings des Konzentrationslagers überstellt worden war: "In der Anlage übersende ich 12 Photographien des Juden, dessen Skelett Sie jetzt besitzen. Ich bitte, diese Photographien absolut vertraulich behandeln zu wollen. Sie dürfen in keinem Fall an die Öffentlichkeit kommen. Beiliegende Rechnung bitte ich, unmittelbar erledigen zu wollen." Mauthausen, 21. Juli 1943(1)

Am Ulrichsberg hängt auch heute noch eine Tafel, die von ehemaligen Angehörigen der SS-Akademie gestifte wurde. Auch wenn auf der Tafel - vermutlich, um einer Beanstandung durch die Polizei zu entgehen - die SS-Runen vor der Bezeichnung "Akademie" fehlen, scheint bis heute niemand Anstoß daran genommen zu haben, wie hier an eine SS-Unterorganisation gedacht wird, geschweige denn daran, dass sich offensichtlich auch ehemalige Angehörige der SS-Akademie, die einst an ermordeten KZ-Häftlingen "forschten", jährlich am Ulrichsberg treffen können.

Fußnote:
(1) Militärhistorisches Archiv Prag, SS-Ärztliche Akademie Prag. Zitiert nach: KERNBAUER Alois (2001)

Quelle:
GEKLE Helmut (2000): Schatten der Vergangenheit. Die Rolle der Medizinischen Fakultät während des NS-Regimes. In: Unizeit 4/00.
KERNBAUER Alois (2001): Das Ende der freien Wissenschaft. In: FREIDL Wolfgang, KERNBAUER Alois, u.a.: Medizin und Nationalsozialismus in der Steiermark. Innsbruck.
Unizeit (Nr. 4/00): "Schatten der Vergangenheit. Die Rolle der Medizinischen Fakultät während des NS-Regimes".

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