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Ulrichsberg wegpusten!
Antifaschistische Aktionstage 2009, 18.-20.09.2009 Klagenfurt/Celovec
Dieses Jahr feiert die Ulrichsberggemeinschaft ihr 50-jähriges Bestehen und somit ein halbes Jahrhundert ungehinderte rechts-revisionistische Traditionspflege von Opfermythen und NS-Verherrlichung. Jedes Jahr treffen sich am Ulrichsberg in Kärnten/Koroška Veteranen der Wehrmacht und Waffen-SS, PolitikerInnen fast aller Parteien, das österreichische Bundesheer, Burschenschaftler und Neonazis, um den gefallenen Kameraden der beiden Weltkriege und des "Kärntner Abwehrkampfes" zu gedenken. Durch die Glorifizierung von nationalsozialistischen Einheiten und Organisationen wird positiv auf den Nationalsozialismus Bezug genommen. Dabei werden die unzähligen und unfassbaren Verbrechen von Wehrmacht und Waffen-SS einerseits verschwiegen oder andererseits durch das Argument der soldatischen Pflichterfüllung entschuldigt. Durch die Gleichsetzung von NS-Verbrechen mit Kriegshandlungen der Alliierten und der PartisanInnen wird die eigene Schuld geleugnet und die Geschichte umgelogen.

Mit der Umbenennung der "Ulrichsberg-Gedenkstätte" in "Europa-Friedens-Gedenkstätte" wurde versucht, die alten Inhalte breitenwirksamer zu vermitteln. Denn der am Berg hochgehaltene Europabegriff bezieht sich auf die SS, deren Freiwillige aus allen Ecken Europas kamen, und die "gegen den Bolschewismus mit der Waffe gekämpft haben". Ein "Europa der Völker" wird gefordert, das im Gegensatz zu den "Vereinigten Staaten von Europa […] ein klares Nein zu einem multikulturellen Einheitsbrei" und strikte ethno-kulturelle Grenzen aufrecht erhalten soll, so Haider (Wiener aB!/aJ! Silvania) 2000 am Berg. Diese ethnopluralistische Europatümelei findet großen Anklang bei der europäischen Rechten wie die Teilnahme verschiedener rechtsextremer Parteien und Organisationen bei den Feiern zeigt.

Bei diesen Inhalten am Berg ist es nicht verwunderlich, dass sich Neonazis von der Bergfeier angezogen fühlen. Vor allem beim traditionellen "Kärntner Abend" in Krumpendorf/Kriva Vrba, einen Tag vor der Feier am Berg, nutzen Neonazis die Chance zum Gedankenaustausch mit NS-Größen. Dieses Treffen wurde lange Jahre von der Kameradschaft IV organisiert. Die K IV ist eine Veteranenorganisation ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS, welche diese als vierten Wehrmachtsteil darstellt und damit versucht, die Urteile der Nürnberger Prozesse auszuhebeln, in denen die Waffen-SS klar als "Teil einer verbrecherischen Organisation" benannt wurde. Dieses Treffen dient als Brückenschlag zwischen Jung und Alt und bietet für Neonazis eine Gelegenheit sich hinter verschlossen Türen zu vernetzen.

Der Ulrichsberg steht symbolhaft für den deutschnationalen Konsens in Kärnten/Koroška. Der Deutschnationalismus stieg schon nach dem ersten Weltkrieg zum hegemonialen Prinzip der Politik in Kärnten/Koroška auf. Jedes Jahr wird nicht nur am Ulrichsberg, sondern auch bei den Gedenkfeiern an den "Kärntner Abwehrkampf" am 10. Oktober eine deutsch-kärntner Volksgemeinschaft beschworen, die das "bedrohte Deutschtum" gegen den "slawischen Aggressor" verteidigt hat. Die Konstruktion des bedrohten Deutschkärntens existiert bis heute weiter und findet ihren Ausdruck z.B. in der kontinuierlichen Frontstellung gegen zweisprachige Ortstafeln.

Die Feiern reflektieren darüber hinaus den Umgang Österreichs mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit. Die Wehrmacht führte einen antisemitischen und rassistischen Vernichtungskrieg und setzte damit die Ideologie des Nationalsozialismus militärisch um. Insbesondere im TäterInnenland Österreich wird nach wie vor keine Verantwortung für die Verbrechen der Wehrmacht übernommen. Während die MörderInnen von einst strafrechtlich nicht verfolgt wurden und sich ihre "Dienstjahre" für die Pension anrechnen können, wird die Entschädigung von Opfern des Nationalsozialismus in Österreich bis heute verzögert. Bis es schlicht zu spät ist.

Vor diesem Hintergrund ist der massive Erfolg des rechts(extremen) kärntner BZÖ (ehem. FPÖ) zu sehen. Der Kärntner Konsens ist Produkt gesellschaftlicher Verhältnisse, der Ulrichsberg steht als Symbol dafür. Deswegen organisiert der AK gegen den kärntner Konsens zum fünften Mal in Folge antifaschistische Aktionstage gegen die Ulrichsbergfeier.

Beteiligt euch in Klagenfurt/Celovec vom 18.-20. September 2009!

Kein Friede mit Österreich und seinen Nazis. Ulrichsberg wegpusten!