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Festrede - Dr. Josef Martinz
(Landesrat, ÖVP)

Sehr geehrte Damen und Herrn, hohe Geistlichkeit, sehr geehrter Herr Vizekanzler, geschätzte Abgeordnete, sehr geehrter Herr Bundesrat, sehr geehrter Herr Obmann, liebe Abgeordneten, Abordnungen aus vor allem auch außerhalb unserer Kärntner Grenzen, geschätzte Militärmusik, liebe Jugend, liebe Festgäste unserer Ulrichsberggemeinschaft. Es ist für mich eine Ehre und eine Freude heute vor ihnen stehen zu dürfen und bei der 47. Gedenkveranstaltung für Kriegsheimkehrer am Ulrichsberg hier die Festrede halten zu dürfen. Wenn auch nicht ganz am Berg, aber eigentlich doch am Berg. Ich danke für die Einladung und begrüße sie herzlich hier auf unserem so geschichtsumwehten mons carantanus, herzlich willkommen auf unserem Gedenkberg. Und als Privilegierter der späten Geburt danke ich ihnen allen von der Ulrichsberggemeinschaft und ganz besonders ihnen Herr Doktor Goess für diese Gedenkstätte. Sie haben beginnend mit 59, das ist mein eigenes Geburtsjahr, mit klaren Zielen, viel Mut und Gefühl für die hier spürbare tiefe Kameradschaft, für die aus Not und Tod gewachsenen Freundschaften und für die, für den einzelnen unentrinnbare raum- und zeitdefinierte Schicksalsgemeinschaft, einen begreifbaren, sichtbaren und bewegenden Ort der Erinnerung und des Gedenkens gestaltet. Ich danke ihnen dafür, denn dieses Gedenken an konkreten Orten ist auch für uns Nachgeborene lebendige Geschichte als Auftrag und Anliegen.

fahnen... Lassen sie mich an den Anfang meiner Ausführungen die Gedanken vom weltberühmten österreichischen Psychologen und Psychiater Viktor Frankl stellen. Als Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz hat er mit seinen, eigentlich kaum zu ertragenden Erlebnisschilderungen, bereits im Dezember 45 ein Meisterwerk der psychologischen Beobachtung und persönlichen Auseinandersetzung mit dem Bösen geschrieben. Und er findet für sich und für viele einen Weg und einen Sinn um trotzdem ja zum Leben zu sagen, das ist sein Werk dazu. Seine Beschäftigung gilt dem Bösen und dem Guten im Menschen. Er sieht und führt das auch aus, dass in allen Völkern der Mensch eine Legierung aus Gut und Böse ist. Es gibt demnach nicht den guten Deutschen und den schlechten Deutschen, den guten Juden und die schlechten Juden, den guten Kärntner und den schlechten Kärntner, den guten Slowenen und den schlechten Slowenen, oder den guten Russen und den schlechten Russen. Gemäß Frankl steckt in jedem einzelnen von uns etwas Gutes aber auch etwas Böses. Ich darf ihn zitieren: "Der Mensch ist ein Wesen, das in sich gleichermaßen die Möglichkeit birgt auf das Niveau eines Tieres herabzusinken oder sich zu einem heiligmäßigen Leben aufzuschwingen." Und es gibt laut ihm auch keine Kollektivschuld. So wie er sagt: "Wen soll ich hassen?" Ganz in diesem Sinn bin ich fest davon überzeugt, dass es falsch ist heute, 60 Jahre nach Kriegsende, noch herzugehen und so wie immer und immer wieder es von manchen Gruppierungen versucht wird alle Wehrmachtsangehörigen kollektiv als Kriegsverbrecher zu bezeichnen. Das ist die eine Seite.

Und es zeigt sich auf der anderen Seite auch immer wieder, Krieg hat seine Gesetze und zu behaupten, dass es einen sauberen Krieg gibt, in dem an der Zivilbevölkerung oder im Kampf keinerlei Verbrechen verübt werden, ist demnach genauso falsch. Schauen sie nur auf die letzten Auseinandersetzungen, bei den letzten Kriegseinsätzen der Amerikaner im Irak. In jedem Krieg gibt es von jeder Armee auch begangene Verbrechen, auf Seiten der Sieger und der Besiegten. Es gibt eben in jedem einzelnen von uns das Gute und das Böse, oft bringt der Krieg das Böse im Menschen verstärkt hervor. Und in diesem Sinne ist es sicher auch nicht möglich, sämtliche Kriegsteilnehmer von Schuld frei zu sprechen. Für mich gibt es auch einen klaren Unterschied zwischen Wehrmachtsangehörigen und den zu den anderen Einheiten Zwangsrekrutierten einerseits, und Mitgliedern der SS-Totenkopfverbände und Waffen-SS andererseits, die ihre menschenverachtenden Taten, und wir kennen diese, in den Konzentrationslagern, aber nicht nur dort, begangen haben. Hier gibt es nichts zu tolerieren und nichts zu beschönigen. Hier und das muss auch klar gesagt werden, wurden ganz bewusst Verbrechen begangen, Verbrechen an der Menschlichkeit.
[Anmerkung: es beginnen sich vor allem die hinteren Reihen zu lichten und empört verlassen die "ehrenwerten" Gäste der Ulrichsbergfeier das Festzelt.]

Hart geprüfte Kameraden, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Jugend, wenn sie durch das Tor in Auschwitz gehen und auf der Rampe stehen und wenn sie dort über den mit millionenfachem Leid getränkten Boden gehen, und ihnen die unfassbaren Gräueltaten die Luft zum Erfassen rauben, dann blicken sie in den tiefsten Abgrund der menschlichen Seele. Diese Verbrechen sind das Böseste im Menschen und die Täter wurden und werden völlig zu Recht zur Verantwortung gezogen. Wenn wir von Schuld und begangenem Unrecht und Verantwortung dafür sprechen, ist wohl auch zu unterscheiden zwischen den einfachen Soldaten, den pflichtgetreuen Befehlsempfängern und den eingebundenen Kommandostrukturen. Sicherlich war jeder an Befehle und Vorgaben gebunden, aber für das Böse letztlich war doch jeder selbst verantwortlich.

Aber bei der Frage der Verurteilung einer ganzen Generation steht es uns privilegierten Nachgeborenen nicht zu, uns als Richter aufzuspielen. Und letztendlich muss ein jeder, ein jeder, der vielleicht an Kriegsverbrechen beteiligt war, diese vor seinem persönlichen Gewissen und letztlich vor dem Herrgott verantworten. Als im Jahre 59 Geborener fehlt mir natürlich jede direkte Erinnerung an den letzten großen Krieg, den unser Kontinent erlebt hat - und Gott sei Dank, für mich, für unsere Generation ist das so. Allerdings kenne ich die Kriegszeit und die nachfolgenden entbehrungsreichen Jahre und die Zeit des Wiederaufbaus wie viele andere meiner Generation durch die Erzählungen der Großväter und Väter. Mein eigener Vater hat einen Großteil seiner Zeit als Wehrmachtssoldat hauptsächlich im Kriegsgebiet in Jugoslawien im Kampf gegen die Partisanen verbracht. Nicht oft hat er von dieser Zeit erzählt, meistens aber dann stundenlang in den Gesprächen mit seinen Kriegskameraden und mit seinen kriegsgefangenen Kameraden. Und es schwang wahrlich bei seinen Erzählungen nie eine Verherrlichung dieser Zeit und des Krieges mit, sondern in erster Linie und das wurde heute schon ausgeführt, das Gefühl des Glücks seine Haut gerettet und diese Zeit heil überlebt zu haben. Dieses Glück hatten nicht alle, unzählige haben an allen möglichen Kriegsschauplätzen ihr Leben gelassen. Kriegsgräber in ganz Europa zeugen heute noch davon.

380.000 Österreicher haben als Angehörige der Wehrmacht ihr Leben verloren. Der ganze Krieg forderte die größten Opfer in der Menschheitsgeschichte, nach Schätzungen über 55 Millionen Tote. Die Hälfte davon Soldaten, weiters 35 Millionen Verwundete und 3 Millionen Vermisste. Zu den vielen Opfern des Krieges zählen aber auch vor allem die Mütter, die ihre Söhne verloren haben, die Millionen von Witwen, die unzähligen Kriegswaisen. Ebenso jene Soldaten und Zivilisten, die ihr Augenlicht, einen Arm oder ein Bein verloren haben, die ihr restliches Leben mit Granatsplittern in ihrem Körper verbringen mussten. All dies sind Millionen Einzelschicksale, jedes verbunden mit unsagbarem Leid und Schmerz. Nicht vergessen dürfen wir natürlich auch das Leid aller jener, die nach dem 2. Weltkrieg ihre Heimat unter meist tragischen Umständen verlassen mussten, wie die Volksdeutschen aus der Gotschee und anderen Teilen Jugoslawiens, dem Sudetenland, Siebenbürgen, der Ukraine, aus Polen, Ungarn und dem Baltikum. Aber auch in der Sowjetunion kam es während des Krieges und nach des Krieges zu massiven Umsiedelungen so genannter unzuverlässiger Völker. In der Folge des 2. Weltkrieges verloren ca. 30 Millionen Europäer ihre Heimat, 60 Prozent davon waren Deutsche. Sie alle mußten sich in den Trümmern des Krieges eine neue Heimat aufbauen.

...schärpen Wie viele der Kriegsheimkehrer war auch mein Vater im Kameradschaftsbund organisiert. Hier traf er jene Kameraden, mit denen er gemeinsam den Krieg und die Gefangenschaft Seite an Seite überstanden hat. Hier traf er auf jene Schicksalsgemeinschaft, die ihn die Kriegsjahre betreffend wirklich verstanden haben. Hier freute man sich gemeinsam, lebend und halbwegs unversehrt den Krieg überstanden zu haben. Und man gedachte der Kameraden, die dieses Glück nicht hatten und dieses Andenken wird weiter hochgehalten, und das ist gut und richtig und dazu stehen wir. Denn unsere Väter, Großväter, Männer, Brüder haben als sie zu den Waffen gerufen wurden, nicht fragen können: Warum gerade ich? Sie haben die Pflicht aufgenommen, haben nichts anderes als ihre Pflicht getan, sich selbst in die Pflicht gestellt. Sie haben ihre Jugend geopfert, mit ihrem Einsatz, mit ihrem Tod und haben unsere heutige Heimat, die Fundamente der heutigen Heimat aufgebaut. Denken wir daran, wenn wir vor den Soldatenfriedhöfen dieser Welt stehen. Das Gedenken an die Gefallenen und die Pflege ihrer Gräber in ganz Europa, auf der ganzen Welt ist aber auch eine Aufgabe der Gesellschaften aller Völker.

In Österreich beschäftigt sich das Schwarze Kreuz vornehmlich mit der Pflege der Gräber beider Weltkriege, sowohl der eigenen Soldaten als auch der Alliierten Armeen. So gibt es in Kärnten 96 Gedenkstätten für die Gefallenen beider Weltkriege und alljährlich wird auch hier auf dem Ulrichsberg die Heimkehr der Soldaten gefeiert - es ist eine Feier für die Heimkehrer - und der gefallenen Kameraden gedacht. Und dies nicht nur jener der deutschen Wehrmacht, nein, wir sehen es an den vielen Beteiligten aller Länder. Somit leistet die Ulrichsberggemeinschaft einen aktiven Beitrag zur Versöhnung über die Gräber und über die Gräben, die der Krieg gerissen hat, hinweg. Die Kriegsgräber in ganz Europa werden ebenfalls gepflegt, gleichsam an das Gedenken an die nicht Heimgekehrten, als auch als Mahnmal an die nachfolgenden Generationen, welches Unheil und Leid die beiden Weltkriege für den ganzen Kontinent und die vielen anderen Teile unseres Erdballs gebracht haben. Ich möchte dem Schwarzen Kreuz ausdrücklich und nachdringlich und ganz persönlich danken für ihre Arbeit in diesem Feld.

Den Gefallenen der Weltkriege wird natürlich nicht nur bei uns gedacht sondern in allen betroffenen Ländern. Und dieses Gedenken findet auf unterschiedliche Weise statt. Wer am 11. November schon einmal in einem Commonwealth angehörigen Land gewesen ist, weiß, dass an diesem Tag der Toten der beiden Weltkriege und anderer Konflikte gedacht wird. Am Remembrance Day stehen um die Kirchen kleine Gedenkkreuze für alle Regimenter der Armeen mit der Anzahl der Gefallenen Regimentsangehörigen. Amerikaner und Franzosen ehren regelmäßig ihre Soldaten der verschiedenen Kriege, in Russland stehen die Kriegsveteranen des 2. Weltkrieges immer noch in hohem gesellschaftlichem Ansehen. Ein derartiges Gedenken ist bei uns als Teil der Verlierermächte nie so wirklich möglich gewesen. Trotzdem, sollte uns aber niemand die Möglichkeit absprechen und wir lassen es auch nicht zu, würdevoll unserer Gefallenen zu [ge]denken. Und mittlerweile ist es Gott sei Dank auch möglich, dass die damaligen Kriegsgegner gemeinsam dem Kriegsende und der Toten gedenken. Anlässlich der Feiern zum Ende des 2. Weltkrieges vor 60 Jahren, heuer im Mai und Juni, waren hochrangige Vertreter der Verlierermächte sowohl bei den Feiern in Frankreich als auch in Russland anwesend. Und auch hier auf dem Ulrichsberg gedenken wir mit den Vertretern der Gegner von früher aller Gefallenen. Es zeigt wie weit die Entwicklung auf unserem Kontinent bereits fortgeschritten ist.

Ich möchte noch einmal auf meinen Vater zurückkommen. Als 17-jähriger, wie viele von ihnen, jüngst und jung an die Front geschickt, geriet er mit Kriegsende an der Südfront in jugoslawische Kriegsgefangenschaft. Eigentlich eine Zeit, die ihn viel, viel mehr und sehr tief geprägt hat. Und ich danke in diesem Zusammenhang Herrn Kurt Kolla, der hier sehr den Opfern der Kriegsgefangenschaft, hier dies aufgearbeitet hat. Und er hat in mutiger und bewegender Weise die Zeit der Todesmärsche, der letzten Sklaven des Krieges aus persönlichen Erfahrungen aufgearbeitet. Und auch meinem Vater und vielen von ihnen kam aus dieser Zeit die Verwurzelung und Überzeugung: Nie mehr Krieg! So sprach er sich immer gegen die Verführung der Jugend durch falsche Ziele aus. Und diese Zeit hat ihn aber auch so geprägt, und ich denke auch viele von ihnen, dass er es lange nicht wagte noch den Fuß nach Jugoslawien zu setzen - haben wir als Kinder nie so richtig verstanden, wie wir Junge vieles wohl nicht verstehen werden aus dieser Zeit. Die sicherlich grundlose Angst vor einer neuerlichen Verhaftung oder irgendwelcher Repressalien war so tief in ihm drinnen, als das es möglich gewesen wäre, ihn zu einem Ausflug zu unserem südlichen Nachbar zu bewegen. Was für ein großer Unterschied zu meiner, zu unserer oder zu den nachfolgenden Generationen. Besuche oder Fahrten ins ehemalige Jugoslawien waren und sind etwas Selbstverständliches geworden, und seit über einem Jahr ist das ganz was Normales, noch einfacher.

Slowenien ist seit dem 1. Mai 2004 Mitglied der Europäischen Union und gleichberechtigter Partner im Konzert der 25 auf europäischer Ebene. Das Verhältnis zwischen Österreich und Slowenien ist ein korrektes und sich gut entwickelndes. Und Slowenien ist gerade für uns Kärntner ein wichtiger Wirtschaftspartner und nachbarlicher Freund geworden. In meiner Funktion als Europareferent der Kärntner Landesregierung kann ich gut beobachten wie stark die Beziehungen unserer Region geworden sind. In diesem Raum Friaul, Julisch-Venetien und Slowenien, in dem in beiden Weltkriegen oder auch während des Kärntner Abwehrkampfes viel Blut geflossen ist, arbeiten wir intensiv zusammen. Knapp 150 grenzüberschreitende Projekte gibt es inzwischen und es wird mit über 40 Millionen Euro an diesen Projekten gearbeitet. Das heißt mit anderen Worten, dass es Tag täglich unzählige Kontakte gibt und wir unsere Nachbarn auch immer besser kennen und schätzen lernen. Der Gedanke an eine gemeinsame Alpen-Adria Region, an diesen Raum, an senza con fini, lebt und wir entwickeln ihn weiter.

An Hand dieses Beispieles, für uns so konkreten Beispieles, zeigt sich für mich auch der tiefere Sinn des europäischen Einigungsprozesses der Europäischen Union, dieses einzigartigen Friedens-, Freiheits- und Wohlstandsprojektes. Die dauerhafte Sicherung des Friedens und Ausbau der Freiheit durch eine Verkoppelung der Wirtschaft der ehemaligen Kriegsgegner - und dieses Experiment ist zweifellos gelungen. Der Friede, der seitdem in Europa herrscht - sehen wir einmal von Jugoslawien ab vor 15 Jahren - und in dem unser Land seit 60 Jahren lebt, ist für uns etwas Selbstverständliches geworden. Wir hatten heuer bereits viele Anlässe uns an diese Zeit zurück zu erinnern, wir haben ja ein so genanntes Gedenkjahr, 60 Jahre Republik, 50 Jahre Staatsvertrag, 10 Jahre Österreich bei der EU, 50 Jahre österreichisches Bundesheer.

Gerade die Rolle des österreichischen Bundesheers möchte ich auch hier in diesem Rahmen ganz besonders dankend würdigen. Unser Bundesheer hat und wirkt immer noch auf der ganzen Welt an friedenssuchenden Einsätzen mit, ob im Kongo, im Suez, in Zypern, auf den Golan-Höhen, in Bosnien-Herzegowina oder im Kosovo oder in Afghanistan. Hier stehen unsere Soldaten ihren Mann und der Anteil der Kärntner Soldaten an diesen Einsätzen ist im Vergleich mit anderen Bundesländern überproportional hoch, worauf wir mit Recht stolz sein können. Aber nicht alle sind von diesen Einsätzen nach Österreich zurückgekommen, 38 sind gefallen, darunter auch etliche Kärntner. Und auch diesen Kameraden wollen wir heute besonders gedenken. Wie wichtig unser Bundesheer ist, wurde uns auch im Jahr 91 vor Augen geführt als der Jugoslawienkrieg begann und wir in Slowenien und Kroatien unmittelbar mit einer Kriegssituation konfrontiert waren. Ich glaube spätestens hier wurde auch so manchem Kritiker unseres Heeres klar, wie wichtig eine gut ausgerüstete und stets einsatzbereite Truppe für unser Land ist. Und selbstverständlich danke ich auch für die zahlreichen Einsätze bei den Naturkatastrophen, auch hier ohne Bundesheer keine Hilfe.

...erinnerungen Seit 10 Jahren ist Österreich Mitglied in der Europäischen Union und immer wieder wird über die Vor- und Nachteile heftig diskutiert. Ich bin der festen Überzeugung, dieses Frieden-, Freiheits- und Wohlstandsprojekt hat unser Land wesentlich nach Vorne gebracht. Gerade Kärnten ist auch ein Profiteur auf wirtschaftlicher Seite mit über 70 Millionen Euro netto pro Jahr, die wir mehr aus den Europäischen Budgets erhalten als wir einzahlen, sind wir ein Nutznießer. Natürlich gibt es noch viel zu tun, gerade im Augenblick, ein Jahr nach dieser großen Erweiterung um 10 weitere Länder nach Ost- und Südosteuropa, befindet sich nun die EU in einer Krise. Ich brauche hier nur die Diskussion um eine europäische Verfassung, um die Finanzverteilung oder die Diskussion um den eventuellen Beitritt der Türkei anziehen - alles schwere Fragen. Alles sind Probleme, die nicht zu unterschätzen sind, aber gerade hier zeigt sich wie weit wir auf unserem Kontinent fortgeschritten sind und welchen Lernprozess wir durchlaufen. Es ist die Fortführung des Krieges mit anderen Mitteln, nicht umgekehrt. Heute werden Probleme auf dem Verhandlungswege und nicht mehr mittels Waffengewalt gelöst. Auch wenn dies ein mühsamer Prozess ist und für die Bevölkerung nicht immer gleich nachvollziehbar, wichtig ist, wichtig ist, dass die Waffen schweigen. Wichtig ist in jedem Fall, dass dies ein Ergebnis der leidvollen Erfahrungen beider Weltkriege ist, und dass wir alle aus dem Gelernten der letzten 60 Jahre Kraft und Willen entwickeln um auf friedlichem Weg die Bewältigung der wirtschaftlichen, sozialen und demokratiepolitischen Probleme und Herausforderungen der zusammenwachsenden Völker und Nationen zu Stande bringen.

Und das alljährliche Treffen hier auf dem Ulrichsberg ist für mich ein wichtiger Mosaikstein bei dieser Entwicklung, in diesem friedlichen Europa. Ich danke ihnen dafür. Und ich möchte zum Abschluss im Gedenken an alle gefallenen Soldaten das Motto der Ulrichsberggemeinschaft als Zeichen der Hoffnung unterstreichen und betonen und laut hinaussagen: Nie wieder Krieg! Und ich möchte auch allen Unverbesserlichen und allen Demostrierern, die nicht bereit sind, die Wege des aufeinander Zugehens anzugehen auch das noch sagen: Günther Nenning schreibt im Bezug auf Viktor Frankl, dass "alles Erinnern und Gedenken nur gültig ist, wenn es einmündet in Vergebung und Versöhnung". So ist auch das heutige Gedenken wieder ein Brückenschlag zwischen den Generationen und den Völkern, die unverdächtige Bereitschaft zum Dialog über alle Grenzen hinweg. Und es geht in der heutigen Zeit der immer stärker werdenden Egoismen und mitmenschlichen Kälte auch darum, zurück zu finden zur Menschlichkeit und Nächstenliebe einer Mutter Theresa, einer Vergebung und Güte eines Viktor Frankl, und zurück zu finden zu Verantwortung und Menschenpflichten wie sie Helmut Schmidt in einer universalen Erklärung der Menschenverpflichtungen auch einfordert. Und so schließt sich der Kreis zwischen der erfüllten Pflicht und der uns weiter auferlegten Verpflichtung. Es schließt sich der Kreis zwischen den Generationen und Völkern für eine gemeinsame Zukunft in einem friedlichen und starken Europa. Ich danke ihnen.