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Rede von Doktor Leopold "Graf" Goess
(Besitzer des Ulrichsbergs und Förderer der Ulrichsberggedenkstätte)

musik ...Unsere Beziehung zum heiligen Petrus ist offenbar nicht gut genug gewesen, dass wir ihnen einen sonnigen Tag hier verbringen können, aber ich glaube, dass auch der Regen, der Feierstimmung keinen Abbruch geben wird.

Und nun zu meinen Worten. Ich habe die Einladung, hier einige Worte zum Ulrichsberg und zu der Gedenkstätte zu sprechen, entgegen dem schon vor vielen Jahren gefassten guten Vorsatz, keine Reden mehr zu halten, angenommen, weil sich in letzter Zeit einige Missverständnisse den Ulrichsberg selbst und die Gedenkstätte betreffend eingeschlichen haben und ich vielleicht dazu einige Klarstellungen geben kann. Denn einerseits habe ich den Ulrichsberg als Teil unseres Forstreviers durch viele Jahre verwaltet und kenne ihn, und andererseits habe ich den Krieg vom ersten Tag an bis zum letzten als Frontsoldat mitgemacht, und kann daher aus Erfahrung und nicht aus Gesinnung reden, was hier ist.

Und nun zum Ulrichsberg selbst. Um den haben sich im Laufe der Jahre also einige Mythen aufgebaut, unter anderem, dass der Ulrichsberg ein heiliger Berg ist. Nach meinem Verständnis ist der Ulrichsberg ein Berg wie jeder andere auch. Er ist ein Teil unseres Forstreviers wie gesagt und wird bewirtschaftet nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit und innerhalb der Regeln des Forstgesetzes und des Naturschutzgesetzes. Er liegt, und das ist eine Besonderheit, im Naherholungsgebiet von Klagenfurt und seiner Umgebung und soll daher neben seiner wirtschaftlichen Funktion auch als Erholungsgebiet, als gern gesehenes Ausflugsziel für Spaziergänger und so weiter dienen. Und daher achten wir auch darauf, dass der Ulrichsberg nicht zu einem Übungsgelände von Leistungssportlern, nehmen wir an Moutain-Bikern und Moto-Cross-Fahrern degeneriert, sondern dass er den Menschen erhalten bleibt, die hier Erholung suchen, und darauf werden wir auch weiter schauen.

Und nun zur Gedenkstätte selbst. Die wurde von uns Heimkehrern, zu denen ich mich also auch dank eines glücklichen, einer glücklichen Schicksalsfügung zählen kann, und als Angehöriger des Jahrgangs 1916, der besonders dezimiert worden ist in diesem Krieg, auch besonders dankbar sein muss, dass ich heimgekehrt bin. Und das war auch Anlass, dass ich dann im Jahr, in den 50er Jahren dieses Gelände der Kuppe vom Ulrichsberg für die Errichtung einer Gedenkstätte zur Verfügung gestellt und als Gründungsmitglied für die Errichtung selber von Anfang an mitgewirkt habe. Und diese Gedenkstätte, die sollte wie von uns Gründungsmitgliedern festgelegt und gemeint, einmal als Ausdruck des Dankes für die glückliche Heimkehr von uns, der ich wie gesagt selber dabei war, sein und diesen Dank auch durch Generationen weiter aussprechen, und andererseits eine Mahnung und eine dauernde Erinnerung an das unsägliche Leid und das Unglück sein, das jeder Krieg verursacht.

orden Und hier sei eine Anmerkung gestattet: Dieses Leid und dieses Unglück betrifft also die Väter und Mütter, die vergeblich auf ihre Söhne und ihre Heimkehr warteten, die Kinder, die auf ihre Väter warten und überhaupt dieses große Unglück, was der Tod von Millionen von Soldaten verursacht hat, dass dies Gedenken an dieses Leid erhalten bleibt.

Und hier sei noch eine persönliche Bemerkung erlaubt: Nach meinem christlichen Weltbild ist, im Tode sind alle Menschen gleich; treten vor den Herrgott hin nach meinem christlichen Weltbild und zwar egal welcher Religion, welchem Volk oder auch, jetzt sprechen wir konkret hier, welchem Truppenteil der angehört hat. Und hier, und das wage ich hier zu sagen, wie gesagt noch einmal, ist für mich der gefallene SS-Mann und der gefallene Gebirgsjäger oder Marine- oder Luftwaffenangehöriger gleich, und verursacht das gleiche Leid wie die anderen auch. [tosender Applaus!] Und daher haben wir hier kein Recht zu urteilen oder gar zu verurteilen. Und noch eine persönliche Anmerkung, das soll also wie ich gesagt habe eine Gedenkstätte in erster Linie des zeitlosen Leides und Unglücks sein, was ein Krieg verursacht und keine Heldengedenkstätte.

Und da sei wieder angemerkt von mir persönlich und ich traue mich das zu sagen, weil ich wie gesagt selber dabei war, die ganze pathetische Heldenverehrung hat mir nie sehr viel gesagt. Und wir alle, ausnahmslos fast, wir wollten ja keine Helden werden, wir wollten nach Hause. Und diese glückliche Heimkehr, wie gesagt, ist es, die wir gerne feiern wollen. Und wenn das der geistige Inhalt dieser Feier, dieser Gedenkstätte hier oben sein wird, dann werden auch kommende Generationen hierher kommen, weil dafür haben sie Verständnis. Heldentum, der Natur der Menschheit entsprechend verblasst mit der Zeit, aber das Leid, was ein Krieg angerichtet hat, verblasst nicht. Ob das nun der vergangene Krieg war oder die Kriege, die hier jetzt schon erwähnt, nach unserer Zeit jetzt, Terroristen und so weiter, ist immer das gleiche. Diesem Leid und der Aufrechterhaltung der Erinnerung an dieses Leid und vor allem der Erinnerung an die Entscheidungsträger in dieser Welt, dass dieser verheerende Grundsatz, den der Klausewitz glaub ich war das, ausgesprochen hat, dass der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist, dass der ausgerottet wird, der hat nicht zu sein die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, sondern wir haben uns zu bemühen, dass durch und mit der Politik den Menschen Frieden und Glück gebracht wird und nicht den Krieg als Fortsetzung mit anderen Mittel zu betrachten. [tosender Applaus!]

Ich habe jetzt vielleicht einige unorthodoxe Bemerkungen gemacht, aber die waren einmal fällig und ich möchte auch im Namen meiner Familie, die heute hier mit drei Generationen vertreten ist - wir waren schon fast vier, aber wegen dem Regen ist die vierte nicht gekommen - im Namen dieser meiner Familie sagen, solange das Leitbild hier am Ulrichsberg, das bleibt das ich kurz skkiziert habe, wird auch meine Familie ihren Beitrag dazu leisten, dass die Kuppe dieses Ulrichsbergs für eine Gedenkstätte zur Verfügung steht.